Datum
15.09.2021
Titel
Streik für gute Rahmenbedingungen für Pflegende als Mittel der Wahl oder letzter Ausweg?
Untertitel
In Berlin wird seit dem 09. September 2021 in den Kliniken der Charité und Vivantes gestreikt. Die überwiegend aus der Pflege kommenden Arbeitnehmer möchten durch die Niederlegung ihrer Arbeit ein Pflegepersonalbemessungsinstrument, verbesserte Pflegepersonaluntergrenzen und eine Vergütung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst durchsetzen.
Text

Aktuell legen Pflegende aus den Krankenhäusern der Charité und Vivantes ihre Arbeit nieder. Mit der von der vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di organisierten Maßnahme verfolgen die Streikenden das Ziel, eine angemessene und vor allem gleichmäßig verteilte Vergütung in Form eines Entlastungstarifvertrages zu erhalten. Aber auch die Rahmenbedingungen, wie ein bedarfsgerechtes Bemessungsinstrument für den Personalbedarf, sind elementarer Bestandteil ihrer Forderungen.

Die Verantwortung für eine bedarfsgerechte, den gesetzlichen Vorgaben entsprechenden Personalbemessung wird in die Hände der Politik gelegt. Unweigerlich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche konkreten Verbesserungen durch bisherige gesetzliche Veränderungen, etwa durch das Pflegepersonalstärkungsgesetz (PpSG) oder durch das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG), tatsächlich bei den professionell Pflegenden angekommen sind. Mangelt es einfach nur an politischem Interesse und Engagement, sich für verbesserte Rahmenbedingungen Pflegender einzusetzen? Oder fehlt viel mehr das gemeinsame Gremium, um Ziele zu definieren, Wege zu planen und Erfolge messbar zu machen?

„Die streikenden Mitarbeiter der Charité und des Vivantes-Konzern zeigen auf, wie wichtig eine gute personelle Ausstattung ist, um eine adäquate Patientenversorgung anzubieten und sicherzustellen. Das Motiv der Streikenden ist aus Sicht des Pflegemanagement nachzuvollziehen, bedeutet aber gleichzeitig bei der steigenden Anzahl der zu versorgenden Patienten eine hohe Herausforderung für die Berliner Kliniken, die nicht am Streik beteiligt sind“, meint Annett Eggert Vorsitzende der Landesgruppe Berlin-Brandenburg.

Der Blick auf die geplanten Aktionen bei der Charité und bei Vivantes in Berlin lässt den Rückschluss zu, dass die Pflegenden dort erkannt haben, dass die Dringlichkeit der berechtigten Belange der Profession Pflege trotz nicht mehr übersehbarer Signale immer noch nicht bei der Politik mit höchster Priorität angekommen sind“, so der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagement Peter Bechtel. „Vielleicht braucht es dieses unüberhörbare Signal eines Streiks, um die Politik endgültig wach zu rütteln und zu erkennen, dass es bereits fünf nach zwölf ist“, so Bechtel weiter.